OWA Story 2019
Rückblick auf die OWA vor 40 Jahren
4.OWA 1979 Enztal - Von Mühlacker nach Roßwag
Aus Gelegenheit wird Tradition - 14.April 1979: Beginn einer neuen OWA-Ära
Wir schreiben das Jahr 1979. Es ist März und der Frühling fängt an zu erwachen. Seit Wochen nur noch EIN beherrschendes Thema in Möhringer Kreisen:
Die Osterwanderung - inzwischen uns allen bekannt als OWA
Sie soll mit alten und neuen Freunden am Karsamstag 14. April stattfinden.
Nach drei Wanderungen dieser Art bereits seit 1976, wird sie von Rudi - der diesesmal erstmals eine Ansprache halten möchte, schon als "traditionell" bezeichnet. Sie soll auf jeden Fall wieder einmalig werden, ja - allen soll sie in freudiger Erinnerung bleiben.
Freitagabend, 30. März 1979. In der Diskothek "Heck-Meck" in Stuttgart-Ost treffen sich Rudi und Linda, Dieter, Günter und die Riesters. Linda sorgt sich sehr um den Abend: "Aber gell, ihr schwätzet net andauernd von eurer Osterwanderung...".
Bis 23 Uhr wird dennoch voller Vorfreude geplant - auch das vorgesehene parallele Damenprogramm im Blühenden Barock. Zwischendurch wird auch anderes beschwatzt - und es wird getanzt.
Zwei Wochen später ist dann endlich Karfreitag. Die von der OWA-Planung begeisterten Freunde sind benachrichtigt. Gegen Abend richten sich hoffnungsvolle Blicke gegen den Himmel wegen des Wanderwetters. Es scheint schön zu werden.
Natürlich muß der Rahmen stimmen - unser Gang in den Frühling soll in eine schöne Gegend unserer näheren Heimat führen. Mit guter Küche und mit gutem Keller. Ede plant die Strecke anhand seiner Erfahrungen als "Weinzahn", versehen mit einer wohl klingenden Wanderempfehlung aus den "Stuttgarter Nachrichten": Zu den Reb(en)-Bergen der großen Enzschleifen, zwischen Mühlacker und Roßwag.
Karsamstag, 14. April. Die "Möhringer" sammeln sich: Um 9 Uhr klingelt Rudi bei Ede im Rosenrotweg 8. Zusammen mit seinem Bruder Jürgen und dessen Mitkonfirmant Frank bringt er 2 Kisten Sanwald-Weizenbier für den Abend mit. Sie kühlen das gleich im Freien auf dem Balkon.
Ede steigt mit seiner Wanderkarte zu und ab geht's nach Feuerbach zu Werner in die Banzhalde 40. Bei ihm warten schon Dieter aus Degerloch, Günter aus Echterdingen, Wolfgang aus Leinfelden und Jürgen aus Holzgerlingen. Mit 9 Personen in 2 Autos geht die Fahrt über die B 10, vorbei an Schwieberdingen und Vaihingen/Enz, nach Mühlacker. Geparkt wird am Nordhang bei der Schule.
Es ist 11 Uhr. Die Wanderung beginnt in Mühlacker auf dem Weg mit dem blauen Kreuz bei der alten Kelter.
Die strategische Lage kurz nach dem Start der OWA-Marschroute:
Oben im Bild sehen wir die alte Kelter von Mühlacker, sowie den Geisbergweg aufwärts steigend - hochmotiviert und voll bewaffnet bis an die Zähne, wie im Bild deutlich zu sehen ist (v.l.n.r.):
- Wolfgang Hohmann (24) von der Wolfsschanze
- Frank Bierent (16) - † 1981 in den Allgäuer Alpen tödlich verunglückt
- Dieter Kohlmayer (24) - Supervisor Genschman
- Jürgen Erath (16) - Jo Porno
- Rudi Erath (21) - Mann der ersten Stunde
- Werner Groß (26) - inzwischen OWA-Alterspräsident i.R.
- Günter Leypoldt (21) - Ebbas Elias Ziegenbichler
- Jürgen Hirner (20) - OWA-Feldprälat
im Bild nicht zu sehen
- Edgar Riester (25) - der Mann mit der goldenen Ausspähkamera
Direkt bei der Burg Löffelstelz springt Rudi urplötzlich auf einen Wandertisch und erklärt allen in seiner flammenden Rede eine brisante Mission: Wie in seiner Militärzeit gelernt, gebe es nun einen wichtigen Auftrag zu erfüllen: "Aktivierung des Minengürtels". Davon hochbeeindruckt bezieht Wolfgang gehorsam vor der Burg Löffelstelz Stellung.
Auf der Höhe, vorbei an dem 273 m hohen Sendemast des SDR, wird Lomersheim erreicht. Ab der Burgruine am Ortsrand (12. Jh. - Ritter Walther von Lomersheim war der Gründer des Klosters Maulbronn) geht's die Turmstraße abwärts, vorbei an Schule und Kirche bis zum voll von duftenden Süßigkeiten schon von weitem lockenden Maucha-Beck an der Enzbrücke.
Auf dem Ziffernblatt der Turmuhr steht die ernüchternde Frage geschrieben "Wann kommt deine Stunde?"
Vor dem Überqueren der Enz am Wehr beim Lomersheimer E-Werk, drängen alle Wanderer in den "Mauchabeck" (Bäckerei Mauch) hinein: Gelee-, Fondant- und Pasteteneier üben ihre süße Anziehungskraft unwiderstehlich aus. Die Zähne voller Süßigkeiten geht's weiter über die alte eiserne Enzbrücke.
Anmerkung: Diese schmale Gitterbrücke wurde mittlerweile durch einen Neubau weiter unterhalb ersetzt.
Ein Andenken-Ausschnitt der alten Eisen-Fachwerk-Konstruktion ist am Ufer der Enz aufgestellt.
Hinter Lomersheim wird der Rotenberg erstiegen. Das kostet Kraft. Inzwischen hängen Wolfgang die vielen Süßigkeiten sichtlich zum Halse heraus, seine Knie wanken. Dagegen können Jürgen und Dieter aus ihren Dosen Erfrischung tanken.
Im Wald über der Enz blühen die Blausterne. Am Witthau eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Enzschleife mit Mühlhausen und Roßwag. Entlang dem Waldrand führt ein langer Weg entlang der Schleife bis ans Ufer der Enz hinunter. Am Ende überqueren wir die Brücke zu dem durch seine Steillagen berühmten mittelalterlichen Weinort Roßwag.
Im Lamm - dem empfehlenswerten Gasthof mit eigener Metzgerei - findet ein genussvolles Schlemmen zwecks Erquickung der ausgehungerten Wanderer statt. Üppige Portionen lassen sich verbinden mit Viertele von fürstlichem Lemberger - hatte doch der geschätzte Roßwager Wein schon um 1600 seinen festen Platz an der herzoglichen Tafel in Stuttgart.
Anstehender Tagesbefehl: Rückzug zum Ausgangspunkt
Nach dem ausschweifenden Mittags-Gelage folgt nun der zufriedene Aufbruch auf den Rückweg. Auch mit dem Wetter klappt es weiterhin ausgezeichnet. Alle wandern jetzt aus Roßwag heraus in Richtung Mühlhausen und überqueren unterhalb der Burg "Alt-Roßwag" die Enzbrücke. Diese wurde inzwischen von unserem Gebirgsjäger Rudi erfolgreich erstürmt. Ede fotografiert derweil den ihm träge folgenden Tross der scheinbar doch etwas kampfesmüden OWA-Krieger.
Auf der nächsten Enzbrücke in Mühlhausen zeigt sich ein erschütterndes Bild: In müdem Trott liegt Wolfgang vorn, dicht gefolgt von Dieter und Günther. Wo ist nur die Motivation vom morgendlichen Aufbruch geblieben?
In Mühlhausen führt die Steige am Schloss vorbei, bis hoch zur Bundestraße 10. Danach folgt als letztes Stück der Wanderung der Lugwald mit seinem Waldsportpfad, der bis hinab nach Mühlacker führt. Unser Gelbfüßler-Sympatisant Werner der Große muss tatenlos zusehen, wie Wolfgang zum herumgeschubsten Spielball der restlichen Meute wird...
Aprilwetter! Am Kreiskrankenhaus von Mühlacker entlädt sich ein brachiales Gewitter, dass einem Hören und Sehen vergeht. Werner, kompetentester Fachmann der AOK kommen Zweifel, ob Dieters Rauchzeichen da noch etwas ausrichten könnten.
Nach 18 km Wanderstrecke und der anschließeden Rückfahrt von Mühlacker nach Stuttgart-Möhringen, gehen dort alle Wanderer ins Cafe Schaller zu Törtle und Hefekuchen.
Das blitzartige Erstürmen der Torten-und Kuchentheke ist jetzt total angesagt und stößt bei allen auf wohlwollende Zustimmung. Keine Spur mehr von träger Nachmittags-Müdigkeit...die Motivation ist wieder auf Topniveau!
Und weil die Trennung allen so schwer fällt, gehen sie anschließend gemeinsam noch zu Riesters, wo das am Morgen mitgebrachte leckere Sanwald-Bierchen im Kühl-Depot steht.
Auch die heißgeliebten Mädels kehren schließlich vom Blühenden Barock aus Ludwigsburg hierhin wieder zurück - zum Glück alle ohne neue Partner! :-)
Ein gemütlicher abendlicher Tagesausklang mit Bier, Weib und Gesang ist somit gesichert.
Frohe Ostern!
(Original-Text: Edgar Riester, Text-Ergänzungen: Hartmut Schneider)